Donnerstag, 31. Juli 2008

Sabbat(halb)jahr

Jedes siebte Jahr des jüdischen Kalenders ist ein Sabbatjahr, in dem zum Beispiel die Felder brach liegen und bestimmte Schulden erlassen werden. Dies sind Gebote im Sinne einer frühen Umweltschutzgesetzgebung und einer Sozialgesetzgebung in der Tora. Die Feldbrache wird jedoch heute, da andere Feldbauweisen dominieren, gewöhnlich umgangen, indem Ländereien in jüdischem Besitz für einen symbolischen Betrag von einem Schekel an einen Nichtjuden verkauft werden und am Ende des Jahres zurückgekauft; denn der Talmud erlaubt das Bearbeiten von nichtjüdischen Ländereien auch im Sabbatjahr. Koschere jüdische Bauern halten sich jedoch an die Gesetze, unter Aufsicht der Rabbiner zumeist, zum Beispiel beim koscheren Wein oder beim koscheren Weizen.

Davon abgeleitet bezeichnet Sabbatjahr auch eine Auszeit vom Beruf, vgl. Sabbatical, einem Begriff, der aus den christlich geprägten USA stammt.

Also, bevor Ihr auf die abwegige Idee kommt ich könnte mir als Lehrer mit 55 Lenzen schon den Ruhestand leisten, hier eine Klärung oft geäußerter Fragen.

Das niedersächsische Kultusministerium, vielleicht andere ja auch, ermöglicht Lehrern eine zeitlich begrenzte Auszeit, wenn sie dafür in Vorleistung gehen. Konkret heist das: ein volles Jahr die halbe Knete, ein halbes Jahr volle Arbeit, und ein halbes Jahr Teneriffa. Der Vorteil bei diesem Modell: ich bin durchgehend beihilfeberechtigt und krankenversichert. Bei früheren Modellen war das eben nicht so. Klar, von der Pension geht da ein bisschen was ab. Aber das soll mich nicht schrecken.

Ob ich nach diesem Halbjahr auf den Kanaren dann noch Lust habe verzogenen Einzelkindern die Härte des Lebens auf sanfte Weise begreiflich zu machen? Viele, die mich gut kennen, meinen eher nicht.

Ein altbekanntes Zitat aus der Weltwoche:

"Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt:

Gerecht soll er sein, der Lehrer, und zugleich menschlich und nachsichtig, straff soll er führen, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Defizite ausgleichen. Suchtprophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffstutzige.

Mit einem Wort: Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu führen, und zwar so, daß alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen."

Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen.

Aber eine solche Auszeit würde ich jedem mal anraten. Mir hat die Aussicht auf die kommende Zeit schon in den Ferien einen wahrhaften Kreativ-Schub verschafft, den Ihr Euch gerne mal unter www.seh-reisen.de anschauen könnt. Die Arbeit an diesem Projekt wird mich wohl auch auf Teneriffa beschäftigen...

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