Freitag, 19. Dezember 2008

Nachträge...

Liebe Freunde,

ich muss leider zugeben, dass ich in den letzten Wochen etwas nachlässig war. Habe mir eine Erkältung eingefangen, und darüber die Faulheit entdeckt. Und meine Leidenschaft für Ornamentik wieder aufflammen lassen. So waren die Stunden gefüllt mit allerlei Konstruktionen, Übersetzungen und digitalen Aufbereitungen. Habe dabei die Zeit wohl hier und da vergessen, Euch aber ganz gewiss nicht.



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Über Weihnachten sind wir im Norden bei Angelas Mutter, und wenn wir dann zurückkommen beginnt der Countdown für mich! Hätte nicht geglaubt, dass die Zeit hier so schnell vergeht...

Träfe das auch für die letzten 10 Dienstjahre zu wäre ich sehr glücklich.

Werde also so bald wie möglich noch ein paar Highlights einstellen.

Wünsche Euch aber zur Sicherheit jetzt schon einmal friedvolle Weihnachtstage und einen guten Start in das Neue Jahr!

Und freue mich dann auf ein Wiedersehen!

Alles Gute

Peter (und Angela)

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Weihnachtsessen mit Freunden

Es ist Tradition, daß ich, die Angela, die Freunde Gaby und Jürgen an einem Adventssonntag zu einem lukullischen Adventabend einlade - und Peter fügte sich wohl recht gern in diesen Brauch - auch wenn er nicht ganz verstand, daß er am Tag zuvor nix zu Essen bekommen sollte, weil die Küche mit Vorbereitungen belegt war - aber das Ergebnis konnte hoffentlich doch versöhnen...



Diesmal gab es als Ameuse geule ein Stückerl Foie Gras (nicht selbstgemacht, muss ich gestehen) an Portweinstern auf Belugalinsen.



Es folgte eine Brokkolicreme mit Pistazien:




Keinen Sekt als Aperitif - war einfach vergessen worden... dafür brachte Jürgen dieses köstliche Tröpfchen mit:



...das dann gar fein zum Hauptgang passte: Milchlammkotelett (von der Biofarm in Guargacho - butterzartes Fleisch) mit Rosmarinkruste, die Sosse (nach Hannis Art gezogen) mit feinen Gemüsewürfeln und ein Bananen-Couscous als Beilage!



Spätestens da hat der Peter die Entbehrungen des Vortages vergessen!

Zum Dessert:



... ein nicht ganz gelungenes Glühweinparfait auf Brombeercoulis.

Und Peter spendierte noch einen Dessertwein vom hervorragenden Weingut Ococha (nach Jürgens Aussage eines der besten Spaniens), den der Peter instinktiv aus dem breiten Angebot richtig herausgeficht hatte - das wiederum ließ den Jürgen in vorweihnachtliche Verzückung geraten, gell?...

Freitag, 31. Oktober 2008

Agathe



Möchte euch auch mal Agathe, die nachtaktive vorstellen. Eine wunderschöne und elegante Siamkatze, die leider leidet. Sie hat chronische Zahnfleischentzündung und bekommt alle 4 bis 6 Wochen Cortison gespritzt. Dann kann sie schmerzfrei essen und ist auch ganz munter. Hält aber leider nicht sehr lange an. Und dabei würde sie so gerne mal wieder auf die Jagd gehen. Ab und an geht sie mit Lucie und mir mal auf dem Grundstück spazieren. Das gefällt ihr schon, auch wenn ich nicht mit ihr durchs Unterholz stromere. Ihr Lieblingsplatz? Auf dem Fernseher oder dem surrenden Desktopcomputer. Gelegentlich findet man sie auch schon mal in der Microwelle!



Aber am liebsten spielt sie mit Mäusen! Mit Computer-Mäusen, versteht sich. Ist halt eine moderne Katze...

Schnee auf dem Teide!

Wir blinzelten nicht schlecht, als wir morgens aufwachten und wie gewohnt den Blick vom Bett aus zum Teide richteten! Weiß?! Wieso war der Teide denn auf einmal ganz weiß? Unfassbar! Es hat schon im Oktober geschneit, und der Vulkankegel bot sich unseren Augen gänzlich winterlich dar!



Diese Aufnahme entstand einen Tag später im Laufe des Vormittags. War einfach zu faul aufzustehen und die Kamera zu holen. Da ich am Vortag mit Würzburg telefoniert habe und erfuhr, dass es auch dort schon schneit, war mir mental kalt gewesen, obwohl es hier "unten" ja noch warm ist. Und oben hatte es dann auch schon wieder etwas getaut. Aber er war wirklich ganz weiß, der Teide. Ehrlich!



Das Foto, dass wir dann alsbald gemacht haben, bestätigt das ja wohl recht eindeutig. Achtet mal auf Angela. Sie hat sich gleich einen Fleece-Pullover aus dem Schrank geholt. Tssss. Leicht übertrieben. Laufe immer noch kurzärmlig und mit Sandalen (ohne Socken natürlich) durch die Gegend. Am Meer herrscht ungebremst Badebetrieb. Man kann es ja auch übertreiben...



Aber man merkt schon auch den Wechsel der Jahreszeiten. Der Himmel, das Licht, die Sonnenuntergänge. Werde mal eine Serie mit den schönsten Farb- und Wolkenspielen machen. Schade nur, dass die Dämmerung immer so kurz ist. Laufe ja nicht nur mit der Kamera in der Hand draußen herum. Angela meint zwar schon, aber auch das ist schamlos übertrieben.

Vandalismus!



In den gestrigen Abendstunden ereignete sich ein ungeheurlicher Akt von Vandalismus, der sich durchaus mit der spektakulären Vernichtung der berühmten Badewanne von Beuys vergleichen lässt. Offenbar der Kunst unkundige Müllwerker der hiesigen Kommune ließen aber auch keinen Krümmel mehr auf dem niedrigen Sockel zurück, auf dem seit Jahren Künstler der Region ihre weithin bekannten Installationen dem geneigten Publikum darboten. Rechts unten allein sind noch Spuren von fein zerbröseltem Gips zu erkennen, der noch vor kurzem in seiner leuchtenden Reinheit an die schwarze Madonna von Candelaria erinnern sollte...

Mir stockt der Atem, wenn ich an diesen Ort denke, der sich uns stets in wechselnder Ausgestaltung herausforderte, wenn wir zur heimischen Finca zurückkehrten. Es war eine inzwischen lieb gewordene Gewohnheit kurz anzuhalten, und sich ganz der Kontemplation hinzugeben, zu der die teilweise sehr anspruchsvollen und durchstrukturierten Werke einluden.

Es wird schwer sein, den Ort zu passieren. Bleibt die Hoffnung, dass den Künstlern genügend Tatkraft und Phantasie geblieben ist, das entstandene Vakuum wieder zu füllen. Die Hoffnung, dass der Schock von stolzem Trotz überwunden wird.

Nadjas Finale

Schließlich und endlich wollte Nadja meinen Zahn heute versiegeln. Insgesamt war ich wegen der Wurzelbehandlung viermal bei ihr in Adeje. Praxisstuhl mit Meerblick, leider ohne Cocktail... Davor waren wir bei Angelas fränkischer (ja, wir sind viele hier!) Friseurin, die auch meine Locken und Bartstoppeln richtete. Zur Feier des Tages gingen wir in Los Cristianos schlemmen. Inge, besagte Meisterin der Haartracht, kennt die besten Lokale am Ort und empfahl uns einen Italiener. Und damit fuhren wir auch recht gut. Die Terrasse bot einen herrlichen Blick auf den neuen Badestrand mit seiner Wasserfontäne. Da wir einfach zu hungrig waren unterblieb das fotografieren des Essens. Man stelle es sich einfach vor. Carpaccio vom frischen Thunfisch zum Beispiel...

Aber die Postres waren auch nicht übel. Wir ließen nichts aus.



Es gab hier den wohl leckersten Barraquito, den ich bislang auf der Insel getrunken habe. Süß, aber seeehr gut!



Und der Eisbecher mit exotischen Früchten (inklusive Erdbeeren, natürlich alles frisch) machte sogar die kleine Lucie neidisch. Aber so weit geht denn die Tierliebe nicht, dass ich ihr Naschereien angewöhnte! Werde eh von Angela ohne Unterlass gescholten, dass ich die Süße über Maßen verwöhnen würde, was aber natürlich nicht stimmt.



So wurde es langsam Abend, und auf dem Weg zum Hafen, wo wir den Wagen geparkt hatten, genossen wir einen letzten Blick auf die Fontäne und die untergehende Sonne. Und Lucie war überglücklich, endlich wieder einmal wetzen zu dürfen. Und unter Leuten zu sein. Und am Wasser...

Nachtrag:

Nadja muss wohl nachbessern. Heute morgen viel die Plombe wieder heraus. Also alles nochmal von vorne. Werden vermutlich zum Asiaten gehen...

Torneo Mixto 2008

Hart umkämpft war das Tennisturnier schon. Und Emotionen waren auch im Spiel. Eros (er heißt tatsächlich so!), der Doppelpartner von Angela, war schon vor Beginn sauer, da die beiden nicht auf Platz 1, sondern "nur" auf 2 gesetzt waren. Natürlich galt diese Einschätzung dem Doppel, das im vergangenen Jahr den Pokal gewonnen hatte, Francine und Jose-Luis (links).



Angela schlug sich und die Bälle tapfer, so dass sie die Vorjahressieger niederringen konnten.



Der Pokal ist nach vier Jahren gemeinsamen Doppels der erste, und deshalb mit Sicherheit auch der schönste!



Bis zum nächsten Jahr bleibt das Dreamteam zusammen (Titelverteidigung!), und dann werden sich ihre Wege trennen. Schließlich soll aus dem Nachwuchstalent dann mit 16 Lenzen ein richtiger Star werden. Das Talent dazu hat er ganz sicher.

Gratuliere den Beiden auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich zu ihrem Triumph, den ich (mit Wolfgang und Werner) gespannt von der Tribüne aus von Anfang an mitverfolgt habe. Immerhin 4 Spiele waren das, wobei das Halbfinale das wohl spannendste von allen war (4:6, 7:6, 6:4).

Montag, 20. Oktober 2008

Aus Neptuns Reich...



Vor den Genuss setzten wir etwas körperliche Ertüchtigung. In Maßen, versteht sich. Ein kleiner Spaziergang um das Hafenbecken herum bescherte überraschende Ansichten. Und einen Blick auf unser Mittagessen, das links ins Bild schwimmt. Nein, nicht das Boot. Seine Ladung!



Dann endlich! Als Vorspeisen gab es fritierte Weißfische und gegrillte Miesmuscheln. Dazu reichlich Weißwein, damit es flutscht.



Und als Hauptgang eine gebratene Dorade und für Peter einen Fisch, dessen Name unbekannt ist, da er auf Empfehlung bestellt wurde. So sah er vor der Gabelarbeit aus.

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Und so danach!



Zur Verdauung machten wir eine Spazierfahrt auf der alten Verbindungsstraße zwischen Granadilla und Santa Cruz, der heutigen TF 28. Faszinierende Aussichten auf die Küste und Einsichten in diverse Barrancos wurden geboten.



Den Abendtee nahmen wir im Flashpoint, einer Strandkneipe am Surfertreff in Medano.

Freitag, 17. Oktober 2008

You look so similar!

Passiert in Deutschland natürlich auch, aber hier vermutlich noch viel öfter: Man hält uns Bad Boys für Brüder (hier: Hermanos) oder sonst etwas. Gestern, als wir in Los Christianos waren, sprach uns ein schwarzer Uhrenverkäufer an: Rolex, Breitling, cheap... Wir hatten schon Fälschungen am Handgelenk und lehnten also ab. Er war schon fast vorbei, als er sich dann lächelnd umdrehte und eben jenen Ausspruch macht.

Uns war schon klar, dass wir hier als Tick, Trick und Track durchgehen werden, genauer als Bad Boy 1a, 1b, 1c. Die äußere Ähnlichkeit ist einfach zu verblüffend. Und noch hatten wir ja nicht alle unsere kleidsamen Panama-Hüte auf, sondern waren individuell bedeckt.



Abends dann, beim Länderspiel in der Kneipe, kam nach einiger Zeit ein blonder Spruch an unseren Thekenabschnitt geschwappt: "Ey, ihr seht echt aus wie drei Mann in einem Boot!" Also, ey, Schnitte, die waren ja wohl völlig unterschiedlich, odda?! Wir sind Brüder, und keine Matrosen! Sie war aber schon der Meinung, dass wir ein echt witziges Trio sind.

In solchen Momenten überlege ich dann ernsthaft eine Diät zu beginnen, Kontaktlinsen zu tragen und mir die Haare blau zu färben. Könnte ja helfen. Schließlich kann man Donalds Neffen auch wenigstens an der Farbe ihrer Käppchen unterscheiden.

Ein paar Tage Hase-und-Igel bleiben uns ja noch. Mal sehen, was sonst noch passiert...

Bad Boys Are Here!

Am Dienstag glücklich gelandet: Werner und Wolfgang! Mit ihnen kommt erstmals seit exakt 2 Monaten ein wenig vertrautes Leben für mich auf die Insel. Ist eigentlich alles ganz normal. Warum auch nicht? Haben schließlich nicht die erste Exkursion zu einem glücklichen Ende gebracht.

Das Hotel Medano entspricht - wie ich mir sicher war - ihren Vorstellungen. Immerhin: Man kann von der Terrasse aus über eine Leiter direkt ins Meer. Ein wenig Luxus darf es schon sein. Außerdem ist die Infrastruktur rund um das Hotel recht passig. Das WM-Qualifikationsspiel Deutschland/Wales haben wir uns bei Wolfgang in illustrem Kreis angeschaut. Fast wie zuhause.

Den Tag verbrachten wir in Los Cristianos. Im Unterschied zu Playa Las Americas noch annehmbar. Der Trubel hält sich noch in Grenzen, und essen kann man auch ganz vernünftig. Vor der Hitze an der Küste entflohen wir in die Berge nach Villaflor. Schöner Blick nach unten lohnte den Weg nach oben.


Werner und Wolfgang vor dem neuen Strand in Los Cristianos. In den Tüten gar schicke Badehosen...

Und heute waren wir auf dem Teide. Na ja, fast. Der Andrang an der Seilbahn war zu groß, als dass sich das Warten gelohnt hätte.


Der Teide im Hintergrund kann an Massigkeit nicht ganz mithalten.

Sind dann über einen kleinen und überflüssigen Zwischenstopp nach Candelaria gefahren. In der dortigen Kirche wird die Madonna verehrt, die als Schutzheilige der Insel gilt. Man kann dort auch die Beichte ablegen, und gegen einen katholischen Obulus eine elektrische Kerze entzünden. Sehr zur Verwunderung unserer Lutherschen. Für die Katholen war das nicht sonderlich neu. Wer schon einmal die Devotionalienhochburgen sah, weiß was ich meine.



Auf dem Marktplatz gab es dann noch eine grandiose Sprachverwirrung, die ein pfiffiger Kellner aber salomonisch löste. Statt einem Viertel bestellte ich vier Vino blanco. Er brachte einen halben Liter und vier Gläser. Und war dabei sehr freundlich. Und war sich sicher, dass damit all unsere Wünsche befriedigt wären. Wie denn? Werner und Wolfgang saßen ohne Bier da, und Angela verlangte nach einer Sangria. Nun denn. Klappte dann ja auch. Und ich bekam meine Lapas = Napfschnecken. Die teuersten Tapas auf der Karte, aber keineswegs sensationell. Abgehakt.



Auf, ihr Guanchen, reiht euch ein! Immerhin sitzen bei uns die Kniescheiben richtig...

Freitag, 10. Oktober 2008

Campari und Lippenstifte




Überall wachsen hier Feigenkakteen, die einstmals importiert wurden um der Cochenilleschildlaus einen Nährboden zu bieten. Es war eine zeitlang ein lukratives Geschäft, die kleinen Biester abzusammeln und zu zerquetschen. Schließlich war Karmin, der aus derem Lebenssaft gewonnen wurde, vor der Erfindung der Anilinfarben ein begehrter und kostbarer Textilfärber. Aber inzwischen wird wieder verstärkt auf diese alte Tradition zurück gegriffen. Der Grund? Der gestiegene Konsum von Campari und der Trend zu unbedenklichen Farbstoffen in Kosmetikartikeln...



Cochenille ist als Lebensmittelfarbstoff E 120 zugelassen.



So sieht das possierliche Tierchen auf der Wirtspflanze aus.



Und so, wenn man es zerquetscht! Das Karminrot ist unglaublich leuchtend! (Danke, Günther, für das Quetschen...).

Kunst im öffentlichen Raum



Der Kanare hat ein feines Gespür für die kreativen Möglichkeiten moderner Kunst. Überall auf der Insel finden wir Assemblagen und Installationen, die frei zugänglich sind und besonders in der Natur zur kontemplativen Auseinandersaetzung mit der Zerrissenheit der Wohlstandsgesellschaft unserer Tage heranführen. Oft ganz unvermittelt werden wir mit einem ungezügelten Ausdrucksverlangen konfrontiert, wie es mit dieser Wucht wohl nur Naturvölkern eigen sein kann.

Hier einige Beispiele, die für sich sprechen.



Nachtgedanken

Seit meiner frühen Kindheit, die ich gewiss, wie andere Kinder wohl auch, nicht sehr bewusst verlebte, hatte ich nicht mehr so viel "freie" Zeit, wie ich sie zum Ende des vergangenen Schuljahres vor mir hatte. Das Bewusstsein dafür ist in all den inzwischen verstrichenen Wochen gewachsen. Und es lebte sich ganz leicht, ganz unbelastet. Jetzt staune ich über mich. Darüber, dass ich so schnell abschalten konnte. Und darüber, dass ich so schnell hier war. Und mit allem einverstanden sein konnte, was mir fremd war, und eigentlich auch noch immer fremd ist.

Vertraut geworden ist mir inzwischen das Natürliche. Die Luft, die Pflanzen, die ich immer besser unterscheiden kann, die Eidechsen, die mich nicht mehr ekeln. Aber im Hinterkopf tickt die Uhr. Und es schleicht sich, wenn auch zeitlich gedehnt, das vertraute Ferientiming ein. Ganz leise taucht die hämische Erinnerung an Zeit aus dem Meer des Vergessens, ja, der Selbstvergessenheit auf. Ist bislang die Zeit einfach so vergangen, so wird sie jetzt bemessen, knapp und immer knapper.

Keine Zeit mehr für Banalitäten! Ja ja, vielleicht...

Oder will ich mir im Kopf das wunderbare Gefühl, "alle Zeit der Welt" zu haben, bewahren? Auch dann, wenn es nicht in meinen Alltag passt? Jedenfalls hat mir die Auszeit gut getan, und mich vor der Bitterkeit bewahrt, die Lehrer fast zwangsläufig überfällt, wenn sie keine Luft mehr zum Atmen haben und immer nur funktionieren müssen. "Everybody's darling!". "Ach, hör mir doch uff!"

Nein nein. Das war nicht die Essenz der letzten Zeit. Es ist vielmehr die Gelassenheit, die sich ganz tief in mir eingestellt hat. Den meisten Stress habe ich mir selber bereitet. Perfektionismus, Eitelkeit, Sendungsbewusstsein... Sich selbst im Wege zu stehen macht mehr Magengrimmen, als das Reiben an Widerständen.

Nähme ich ein wenig Teneriffa in meiner Seele mit, wäre ich sicher entspannter, auch wenn das hier eigentlich kein Paradies ist. Es ist ein magischer Ort, nicht für 14 Tage Urlaub, ganz sicher nicht. Aber für Menschen, die sich hier einlassen können.

Aber vielleicht hätte jeder andere Ort auf dieser weiten Welt mir ähnliche Einsichten geschenkt?

Vermutlich.

Doch ich bin hier. Jetzt und für weitere 3 Monate. Und hatte nicht eine Sekunde Heimweh. Und vermisse nur meine Freunde. Manchmal.

Habe heute Möwen beobachtet, die sich geschickt in den Wind gestellt haben. Fast wäre ich selber geflogen, so vertraut wurden mir die Manöver mit der Zeit.

Keine Sorge, behalte Bodenhaftung!

Zeitmaschine

War heute den ganzen Tag mit Müllers unterwegs, einem, ja, befreundetem Ehepaar, das ein Auge und einen Sinn für die Kunst, und auch immer die Kamera im Halfter hat. Viele tolle Bilder eingefangen, und eine Ecke von Teneriffa kennengelernt, die weitgehend unberührt die Zeitläufte überstanden hat. Zwischendurch war ich allerdings dem Kotzen nahe, da die Steigungen alle mir bekannten Winkelgrade überboten, und auch noch Kurven und Kreuzungen aufwiesen, die mehr als abenteuerlich waren. Habe immer noch Knoten im Kopf von all den Serpentinen und Steilwandkurven...


Blick von Los Menores auf die Küste (Playa Las Americas, Los Christianos)

Sind von Los Menores aus gestartet, und nach Taucho gefahren. Von dort aus quer durch die Wallachei nach Aripe und Chirche. Hatte immer wieder mal das Gefühl, dass die Straße unvermittelt enden könnte, General Franco den Weg kreuzt oder eine katholische Prozession uns in die Mitte nimmt. Ganz eigenwillige Assoziationen, die sich da einstellten.


Wasserleitungen aus allen Epochen im wilden Wirrwarr

Zwischendurch das Geheimnis der Wasserversorgung gelüftet. Unglaublich! Die von der zentralen Sammelstelle ausgehenden "Leitungen" sahen aus wie Bündel geknickter Strohhalme, die achtlos in einen Barranco geworfen wurden. Kaum vorstellbar, wie man da ein partielles Problem beheben möchte. "Hallo, hier Los Menores. Wir bekommen kein Wasser mehr!". "Äh... Wir kümmern uns darum...". Nur gut, dass der Golfplatz genügend Wasser bekommt... Und so geht es auch mit Strom- und Telefonleitungen. Der gordische Knoten ist dagegen ein Makrameegeflecht. Infrastruktur"? Dafür gab es da, wo gutes Wasser austrat, Feigen frisch vom Baum. Einige waren sogar schon (noch) reif. Lecker!


Oben in den Bergen reifen die Feigen erst jetzt


Hauptstraße von Chirche. Links ist noch der Kirchplatz zu ahnen, der in der Enge des Bergdorfes fast schon riesig wirkt

Die Abfahrt nach Playa de San Juan war dann nicht nur ein Kultur-, sondern auch ein Temperaturschock. Die leckeren Nussecken, die Angela für uns eingepackt hatte, verzehrten wir durchaus lustvoll zu einem Café con Leche, bevor wir uns dann das bunte Treiben im Hafen anschauten. Den Übergang schaffte der Juniorchef, der einen halben Atun auf den Nebentisch knallte. Passte gut zu den Ecken. Und wieder waren wir uns beim Anblick des frischen Fisches einig: "The best way to cook fish is to do not!". Jeanette hat Wasabi dabei, merkte sie etwas pragmatisch an, während Günther und ich noch die Nusssplitter aus den Zahnzwischenräumen puhlten. Ja, schon...


Und dazu Nussecken...

Offenbar waren die Fischer alle auf Thunfisch aus, den sie auch zahlreich anlandeten.





Habe einen solchen noch nie aus der Nähe gesehen, und hatte dann sehr ambivalente Empfindungen, als er so vor mir lag. Die schillernden Farben erinnerten an Perlmutt, und die gelben Sägezahnflossen sahen aus wie von einem Dekosticker entliehen. Der Körper elegant und kraftvoll zugleich.



Eingezwängt in einen Plastikcontainer, geschichtet, blutend, wirkte er geschändet. Hätte gerne seine Haut berührt, habe mich dann aber doch nicht getraut. Zumal ein älterer, gut aufgelegter Fischer uns sofort als Deutsche ausmachte, was sicher nicht schwer war, und uns mit unserer Rolle in diesem wohl alltäglichem Treiben konfrontierte. Vermutlich würde er am Kölner Hauptbahnhof mindestens genauso auffallen wie wir hier. Das beruhigte mich, obwohl er uns folgte und offensichtlich ein Freibier aus uns herauswitzeln wollte. Dazu war der Tag aber zu lang, die Fuße zu wund und der Hafen zu langweilig. Zumindest gastronomisch gesehen. 7Up war die Krönung des Gluckerns! Hätte es einen passablen Wein gegeben...



La Paloma auf Achse.



Erstaunlich schnell und fast ohne Dämmerung wird es hier dunkel.