Seit meiner frühen Kindheit, die ich gewiss, wie andere Kinder wohl auch, nicht sehr bewusst verlebte, hatte ich nicht mehr so viel "freie" Zeit, wie ich sie zum Ende des vergangenen Schuljahres vor mir hatte. Das Bewusstsein dafür ist in all den inzwischen verstrichenen Wochen gewachsen. Und es lebte sich ganz leicht, ganz unbelastet. Jetzt staune ich über mich. Darüber, dass ich so schnell abschalten konnte. Und darüber, dass ich so schnell hier war. Und mit allem einverstanden sein konnte, was mir fremd war, und eigentlich auch noch immer fremd ist.
Vertraut geworden ist mir inzwischen das Natürliche. Die Luft, die Pflanzen, die ich immer besser unterscheiden kann, die Eidechsen, die mich nicht mehr ekeln. Aber im Hinterkopf tickt die Uhr. Und es schleicht sich, wenn auch zeitlich gedehnt, das vertraute Ferientiming ein. Ganz leise taucht die hämische Erinnerung an Zeit aus dem Meer des Vergessens, ja, der Selbstvergessenheit auf. Ist bislang die Zeit einfach so vergangen, so wird sie jetzt bemessen, knapp und immer knapper.
Keine Zeit mehr für Banalitäten! Ja ja, vielleicht...
Oder will ich mir im Kopf das wunderbare Gefühl, "alle Zeit der Welt" zu haben, bewahren? Auch dann, wenn es nicht in meinen Alltag passt? Jedenfalls hat mir die Auszeit gut getan, und mich vor der Bitterkeit bewahrt, die Lehrer fast zwangsläufig überfällt, wenn sie keine Luft mehr zum Atmen haben und immer nur funktionieren müssen. "Everybody's darling!". "Ach, hör mir doch uff!"
Nein nein. Das war nicht die Essenz der letzten Zeit. Es ist vielmehr die Gelassenheit, die sich ganz tief in mir eingestellt hat. Den meisten Stress habe ich mir selber bereitet. Perfektionismus, Eitelkeit, Sendungsbewusstsein... Sich selbst im Wege zu stehen macht mehr Magengrimmen, als das Reiben an Widerständen.
Nähme ich ein wenig Teneriffa in meiner Seele mit, wäre ich sicher entspannter, auch wenn das hier eigentlich kein Paradies ist. Es ist ein magischer Ort, nicht für 14 Tage Urlaub, ganz sicher nicht. Aber für Menschen, die sich hier einlassen können.
Aber vielleicht hätte jeder andere Ort auf dieser weiten Welt mir ähnliche Einsichten geschenkt?
Vermutlich.
Doch ich bin hier. Jetzt und für weitere 3 Monate. Und hatte nicht eine Sekunde Heimweh. Und vermisse nur meine Freunde. Manchmal.
Habe heute Möwen beobachtet, die sich geschickt in den Wind gestellt haben. Fast wäre ich selber geflogen, so vertraut wurden mir die Manöver mit der Zeit.
Keine Sorge, behalte Bodenhaftung!
Freitag, 10. Oktober 2008
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